GHOSTING

GHOSTING

Ghosting – eine plötzliche Beendigung der Kommunikation ohne Erklärung ist schmerzhaft. Eine Person verschwindet aus dem Leben des Anderen, indem sie nicht auf Nachrichten, Anrufe oder andere Formen des Kontakts reagiert. Was tun, um Verletzungen zu vermeiden?

Bei der endgültigen Entscheidung, eine Beziehung zu beenden, wird die für die jeweilige Person am besten geeignete Strategie gewählt. Manche Strategien sind sensibler und mitfühlender als andere, insbesondere solche, die direkt und klar sind. Eine direkte Trennung erfordert ehrliche und klare Kommunikation zwischen den Partnern, während eine indirekte Trennung unklar und verwirrend ist. Ghosting verringert automatisch die Möglichkeit von Akzeptanz und Verständnis. Lt. Fachliteratur ist in ernsthaften Beziehungen ein direktes Gespräch bei der Trennung unerlässlich, weil es sonst nicht möglich ist, die Partnerschaft vollständig zu lösen und die Beziehung somit für beide Partner zu beenden.

Die Gründe, warum Menschen Ghosting als Trennungsstrategie wählen, sind unterschiedlich. Die meisten Befragten geben an, dass es einfacher sei, als ein persönliches Gespräch zu führen und sich mit den Emotionen des Partners auseinanderzusetzen. Sie fühlen sich nicht wohl dabei, den Partner mit eigenen negativen Seiten zu konfrontieren, und ziehen sich zurück,  wodurch der Aufwand und die emotionale Energie des Ghosters reduziert werden (Koesslerová, 2018). Ob die Beziehung nur kurz oder mehrere Jahre hält, kann ein weiterer Faktor sein, der die Wahl der Trennungsstrategie beeinflusst.

Ghosting-Opfer berichten oft, dass sie keine Warnsignale erhalten haben, bevor ihr Partner sie verlassen hat. Manchmal sendet der Ghoster diese Signale, doch der Partner versteht sie nicht oder ignoriert sie. Es kommt zu Veränderungen in der Kommunikation. Sie haben möglicherweise das Gefühl, dass ihr Partner bei Gesprächen nicht mehr anwesend ist, den Kontakt nicht erwidert, die Kommunikation nicht mehr auf Gegenseitigkeit beruht und sie möglicherweise schließlich völlig ignoriert werden (Le Febvre, 2017). Ein weiteres Anzeichen ist ein Verlust des Interesses am Partner, was sich als Abnahme von Aufmerksamkeit, Intimität und emotionaler Bindung äußert (Le Febvre et al., 2019).

Opfer des Ghostings sind oft überrascht und verbringen viel Zeit damit Erklärungen zu suchen und versuchen, den Partner telefonisch, per Nachricht (sofern er sie nicht blockiert hat) oder persönlich, z. B. durch einen Besuch bei ihm oder ihr zu Hause zu kontaktieren. Insbesondere Menschen, die durch die Trennung sehr belastet sind, neigen dazu, an ihrem Partner festzuhalten und dessen Aktivitäten auch nach der Trennung zu überwachen, unfähig, ihn loszulassen. Ein solches Verhalten verzögert die emotionale Genesung, weshalb es für den Menschen besser wäre, den Kontakt zu ihrem Partner vorübergehend oder dauerhaft vollständig abzubrechen (Campbell, 2020). Tun sie dies nicht, bleiben sie langfristig unsicher. Um die Unsicherheit zu unterdrücken suchen sie nach Erklärungen. Es kommt zu Selbstvorwürfen oder einer gestörten Selbstwertwahrnehmung.

Rationalisierung als Abwehrmechanismus ist dann für Ghosting-Opfer die einzige Möglichkeit, zu erklären, warum sie verlassen wurden und versuchen zu analysieren, warum ihr Partner das getan hat. Menschen, die geghostet wurden, fühlen sich austauschbar, ausgenutzt und haben Angst, dass sich eine ähnliche Situation in Zukunft wiederholen könnte. Manchmal jedoch empfinden Menschen nach einer Trennung Wut, die es ermöglicht sich klar zu machen dass , dass die Schuld nicht bei Ihnen, sondern beim Ghoster liegt.

Aus psychologischer Sicht wird empfohlen, den Partner nicht mehr zu kontaktieren, denn so gewinnt er noch mehr Macht über Sie. Stellen sie keine Fragen. Sie zeigen damit, dass sie sich weigern, dieses unfaire Spiel zu spielen. Auch wenn es schwerfällt.

Versuchen Sie, Sich abzulenken, anstatt das Telefon weiterhin zu hypnotisieren.  Atmen sie tief durch und fangen Sie an, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Fragen Sie Sich, was kann ich tun, um trotzdem einen schönen Tag zu haben. Aktivitäten zu finden, vermindert die emotionale Belastung. Tun Sie alles, was Ihnen gut tut. Um die Perspektive zu ändern und diese Alternativen zu finden , kann die Psychotherapie hilfreich sein.

 

Maderová, A. (2021): Ghosting in romantischen Beziehungen im Zusammenhang mit Beziehungsbindung und der dunklen Triade. (Bachelorarbeit). Universität Trnava

Bild: Pixabay

Wie FreundInnen unterstützen können

Wenn ein Freund oder Freundin unter Depressionen, oder anderen psychischen Belastungsreaktionen leiden, sagen sie ihr/ihm nicht, sie oder er „solle sich entspannen“ oder „positiv in die Zukunft schauen. Zuhören und unterstützen kann hilfreich sein. Ihre Freunde können Sie damit nicht heilen, sie oder er braucht dann wahrscheinlich professionelle Hilfe. Aber Sie bleiben als nahestehende Person, ein/eine FreundIn,  eine wichtige Stütze.

Die Gründe für die Entstehung einer Belastungsreaktion oder einer Depression sind vielfältig. Was nahestehenden Personen oft versuchen, ist die Gründe dafür zu pauschalisieren oder sie nehmen die Gefühle der Betroffenen nicht ernst.

Jeder Mensch ist individuell – was dem einem leicht fällt, kann für den anderen eine Katastrophe bedeuten. FreundInnen sollten also nicht werten. Sie sollten die unterschiedlichsten Probleme nicht vergleichen und ebenso die Fähigkeit der Menschen, damit fertig zu werden.

In der Psychologie sprechen wir von unterschiedlicher Resilienz – der psychischen Widerstandskraft, der Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen.

Wenn sie eine Freundin oder einen Freund haben, der belastet ist, lassen Sie sich nicht entmutigen, auch wenn Ihre Hilfe und Unterstützung zuerst abgelehnt wird. Es kann gut sein, das Angebot nach ein paar Tagen zu wiederholen.

Lassen Sie Ihren Freund oder Freundin wissen, dass Sie immer für sie oder ihn da sind. Sogar in der Nacht. Wichtig ist, dass er oder sie weisst, dass da jemand ist, an dem sie oder er sich wenden kann. Eine Person, der man trauen kann. Warten sie den Augenblick ab, wenn der oder die Betroffene selbst die Kapazität hat, über ihre Situation zu sprechen.

Es müssen auch nicht immer Worte sein. Versuchen sie, auch praktische Hilfe anzubieten. Seien sie der oder diejenige, die eine Fahrt zum Arzt übernimmt, oder einen Einkauf. Seien sie jemand, der etwas kocht, oder die Kinder zu einem Ausflug begleitet.

Es gibt kein richtiges Patentrezept, um einem nahestehenden Menschen, der unter psychischen Problemen leidet, zu unterstützen.

Seien Sie einfach da. Weichen sie nicht aus.

Vergleichen sie die Probleme nicht mit den Eigenen.

Hören Sie zu.

Finden sie einen Weg, Liebe und Unterstützung zu zeigen.

Foto: Pixabay

Burnout

Ein Burnout entsteht entweder schleichend über mehrere Jahre oder entwickelt sich rasant innerhalb weniger Monate. Für KlientInnen, die von Burnout betroffen sind, hat Arbeit und Leistung meist einen sehr hohen Stellenwert. Der Weg ins Burnout beginnt aber oft erst dann, wenn eine erwartete Anerkennung oder versprochene Veränderung trotz der gesteigerten Anstrengung über lange Zeit nicht eintreten. Überhöhte Ansprüche und die Unerreichbarkeit wichtiger Ziele führen schließlich zu einer chronischen, emotionalen, mentalen und physischen Erschöpfung.

„Es brennt also aus, wer für eine Sache brennt.“ (vgl. Freudenberger 1974). Hohe Ideale, hohe Standards und große Erwartungen an die eigene Arbeit – bis hin zum Perfektionismus – enorme Anforderungen an die eigene Leistung, großes inhaltliches Engagement und eine hohe Bewertung der Arbeit finden wir häufig bei KlientInnen mit Burnout.

Meinem Zugang zu den KlientInnen liegt ein systemisches Verständnis von Burnout zugrunde. Zwar wird leider immer noch häufig die Meinung vertreten, dass das Arbeitsvermögen- also das Mögen und Vermögen zur Mitarbeit sei etwas rein Individuelles und Privates. Doch international hat sich die Sichtweise durchgesetzt, dass neben individuellen Faktoren auch betriebliche Prozesse und unternehmenskulturelle Faktoren ausschlaggebend dafür sind, ob wir arbeitsfähig sind oder nicht.

Eine optimale Balance von Anforderungen und Bewältigungsmöglichkeiten ermöglicht Gesundheit und Arbeitsvermögen über verschiedene Lebensphasen. Dabei müssen folgende drei Eckpunkte berücksichtigt werden: die individuellen Personen mit ihrem Verhalten („Individuum“), die betrieblichen Prozesse und Strukturen („Prozesse“), die Unternehmenskultur und Führung („Kultur“).

Das Modell von Geyerhofer & Unterholzer (2008) unterstützt diese Sichtweise und unterscheidet zwischen individuellen (auf die Person bezogenen), privaten (außerhalb des Arbeitsplatzes), organisationalen, wie auch sozialen Aspekten, die ein Burnout-Risiko mindern oder auch fördern können.

In meiner Praxis erfahren Sie Unterstützung auf Ihrem eigenen Weg. Die Psychotherapie hilft, einzelne Aspekte des Lebens herausfiltern, die belastend wirken, Perspektiven zu wechseln  und ermöglicht begleitend einen Raum für Veränderung und Entlastung.

Mag.a Dr.in Theresia Gabriel. (2012): Burnout-Leitfaden zur Betrieblichen Gesundheitsförderung. Fonds gesundes Österreich.

Geyerhofer, S.; Unterholzer C. (2008) : Burnout aus systemischer Sicht. In Systeme 2008, Jg. 22 (2): 177-200. Bild: Pixabay

Trauern Männer anders?

Trauern Männer anders?

In Zuge unserer Palliativausbildung hat sich meine Kollegin mit diesem Thema befasst. Sie beschreibt  in ihrer Arbeit Ihre persönlichen Erfahrungen als Krankenschwester. Sie sieht oft,  dass Männer dazu neigen, sich durch ihre Trauer „zu denken“, sie lassen sich stärker von ihrem Intellekt leiten, ihre Trauerarbeit verläuft also mehr auf kognitiver als auf emotionaler Ebene. Verleugnung und Vermeidung sind bei Männern laut Fachliteratur häufiger zu finden. Das gilt im Besonderen für das Verdrängen und Verbergen der Trauer gegenüber der sozialen Umwelt. (vgl. Weiß 2006)

Trauer und Schmerz werden ganz individuell ausgedrückt. Die Trauer mit allen verunsichernden und bedrohlichen Gefühlsanteilen zuzulassen, bedeutet, die Kontrolle abzugeben. Bei aller Bedrohlichkeit birgt dies eine Chance in eine vertiefte Entwicklung zu kommen. Dazu braucht der betroffene Mann die innere Sicherheit und das Vertrauen: „ Ich bin ein Mann – auch in meiner Trauer.“ Diese Gewissheit ist notwendig, um die Trauer auch vor anderen zeigen zu können.

Männer trauern aktiv. Handeln und aktiv sein hat für Männer in der Trauer eine wichtige Bedeutung. Offensichtlich ist ein Verlust für Männer leichter zu ertragen, wenn sie selbst etwas tun können. Doch die Handlung muss bewusst mit dem Schmerz verbunden werden (Lothrop 2005, S.135), damit sie nicht zur Vermeidung wird oder in wilden Aktionismus abgleitet.

Nicht selten wird hierin auch eine Art „Flucht in die Arbeit“ gesehen. Dieser These sollte sich aus verschiedenen Blickwinkeln genähert und die realen und individuellen Lebensumstände betrachtet werden. Kann man von Flucht in die Arbeit sprechen, wenn ein Mann während der Erkrankung des Familienmitgliedes den nötigen Lebensunterhalt verdienen muss? Wenn ein Vater nach dem Tod seines Kindes gerade einmal für drei Tage krankgeschrieben wird? Kann das Reagieren auf reale Notwendigkeiten, das Geldverdienen usw. als Flucht oder Aktionismus interpretiert werden? (vgl. Melching,2013:6)

Verbunden sein und Anteilnahme anderer sind wichtig, können aber nicht immer aktiv eingefordert werden. Männer fühlen sich in ihrer Trauer oft einsam, brauchen dieses Alleinsein manchmal sogar. Sie wollen aber letztlich nicht allein bleiben, sondern sind auf Anteilnahme und Verbundenheit mit anderen Menschen angewiesen.

Diese Sichtweise auf Aspekte männlicher Trauer steht im Gegensatz zu dem weit verbreiteten Vorurteil, Männer seien im emotionalen Bereich und damit auch im Hinblick auf ihren Umgang mit Trauer defizitäre Wesen. ( vgl. Schilles 2013: 64)

Grimmer, K. (2014): Männer trauen anders. Abschlussarbeit des Palliativlehrgangs Kardinal-König-Haus. Foto: Pixabay

 

Kennen Sie Ihre Antreiber?

Kennen Sie Ihre inneren Antreiber?

Das Konzept der sogenannten „Inneren Antreiber“ stammt aus der Transaktionsanalyse (eine Theorie der menschlichen Persönlichkeit). Die „Antreiber“ sind ein Modell für innere Steuerungsmuster, man könnte auch sagen für Motivatoren: sie steuern unser Denken, Fühlen und Verhalten.

Innere Antreiber beruhen auf Glaubenssätzen die wir teilweise so stark verinnerlicht haben, dass sie uns nicht bewusst sind, wenn sie auf uns einwirken. Der Begriff beschreibt sehr treffend, was diese Glaubenssätze machen: Sie treiben uns von innen heraus an und bestimmen unsere Verhaltensweisen.

Wie viele andere inneren Muster entstehen sie auch im Kindesalter; im Grunde genommen sind sie die Stimme äußerer Autoritäten deren Ansprüche und Erwartungen an uns wir so sehr verinnerlichen, dass sie irgendwann integraler Bestandteil unseres Selbst werden.

Als „Antreiber“ werden von amerikanischen Psychologen T. Kahler und H. Capers fünf elterliche Forderungen bezeichnet, die dem Kind ermöglichen sollen, „gut durchs Leben zu kommen“ und typisch für die Selbststeuerung der Menschen gelten:

Sei perfekt!„, „Streng Dich an!„, „Beeil Dich!„, „Mach’s allen recht!„, „Sei stark!„.

Die psychologische Bedeutung dieser Formeln wird erst klar, wenn wir das Wort „immer“ beifügen und sie damit verabsolutieren: „Sei immer perfekt!“, „Streng dich immer an!“, „Mach’s immer allen recht!“, „Beeil dich immer!“, „Sei immer stark!“.

Im Laufe der Psychotherapie können Sie Ihre Antreiber besser kennenlernen, die Auslöser, die zum Stress führen identifizieren und daraus neue Leitsätze ausarbeiten, die sogenannten „Erlauber“ – zum Beispiel:

  • Ich darf zu meinen Gefühlen stehen und diese auch zeigen.
  • Ich darf ohne schlechtes Gewissen auch mal einen Fehler machen. Ich kann daraus lernen.
  • Ich darf meine Meinung äußern. Ich darf auf mich selbst Rücksicht nehmen und auch mal „Nein“ sagen.

Schmale-Riedel, A. (2016) Der unbewusste Lebensplan: Das Skript in der Transaktionsanalyse. Typische Muster und therapeutische Strategien. Kösel-Verlag; 5. Edition